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IHK Prüfungsessen

2. Juli 2012

Eine interessante Erfahrung: das Prüfungsessen der IHK Nürnberg: Prüfungsessen? Ich sehe förmlich die Fragezeichen in den Gesichtern – was soll das denn bitte sein?

Wie jeder andere Beruf haben auch die Auszubildenden im Hotel- und Gaststättengewerbe Ihre Abschlussprüfung (Koch/ Köchin, Hotel- und Restaurantfachman/-frau). Diese findet in Form eines Prüfungsessens statt – eine tolle Gelegenheit einmal ein wenig hinter die Kulissen der professionellen Gastronomie zu blicken.

Ich bin ja auch ab und an als Prüfer für Mediengestalter unterwegs – und diesmal quasi als Spion des guten Geschmacks in beruflich fremden Gefilden unterwegs und hatte diesmal nichts zu bewerten, konnte mich entspannt zurücklehnen und genießen.

Anstatt einer Speisekarte gab es eine Liste der für ein 3- Gänge Menü zur Verfügung stehenden Rohstoffe – die Zutaten die zwingend verwendet werden müssen waren mit einem * gekennzeichnet. Jeder Koch bereitet daraus dann ein 3-Gängemenü mit Vorspeise, Haupspeise und Desert und die Restaurantfachfrauen servieren diese fachgerecht. Ich war gespannt…

Eine der beiden offensichtlich für unseren Tisch zuständigen Damen kredenzte uns Wein (Rotling** aus Franken) und erregte mit Ihrem durch Ihr Zittern hervorgerufenes maschinengewehrähnliches „Tatatataaaa“ an meinem Glas sofort mein Mitleid und erhielt alle zu vergebenden, aber leider nicht zählende Sympathiepunkte.

Danach trug man einen optisch sehr vielversprechenden Kelch aus roher Artischocke, gefüllt mit einer Art Krabencocktail- Salat auf…. und servierte ihn meinem Kollegen auf der gegenüberliegenden Tischseite. Zwei Minuten später legte man mir einen Teller mit einem verkochten Teller aus gekochter Artischocke vor, gefüllt mit einem Tomaten- Paprikagemüse und zwei etwas verloren wirkenden, deplatzierten Riesengarnelen.

Den Sonderpreis der Jury für Präsentation wird „mein“ Koch dafür ganz sicher nicht erhalten da war ich mir sicher!

Als nächstes werden Medaillons aus auf den Punkt gegarte Schweinefilet im Teigmantel, mit Salzkartöffelchen, Buttergemüse und einer dunklen karamellisierten Soße aufgetragen. Lecker! Natürlich wird dieser verlockende Teller zielstrebig an mir vorbei getragen und meinen Tischnachbarn serviert. Kurz darauf steht mein Essen vor mir: zwei Scheiben trockenen Schweinefilet offensichtlich mit dem Brotmesser vergewaltigt, mit handgeschnitzten Kartoffel-, Zuckerschoten und Kolrabigemüse und einer Art Kartoffelstampf von der Konsistenz von Fensterkitt. Ich beginne „meinen“ Koch zu hassen… Die „Soße“ bestand aus geschmolzener Butter, etwas Soßenpulver und ein paar Spritzern Hoi-Sin Sauce…. was zum Teufel hat der man sich dabei eigentlich gedacht? Der halbe Teller geht zurück..

Als Dessert gibt es den trockensten Apfelstrudel mit der wässrigsten Vanillesoße meines bisherigen Lebens…und ja, natürlich: das Dessert von gegenüber prahlt mit Milcheis, Vanillesauce und sehr lecker aussehenden Apfelküchle. *seuftz*

Fazit: Prüfungsessen ist wie russisch Roulette – man weiß nicht was gleich passiert! Unter den Prüflingen kann ein angehender Sternekoch (bei meinen Kollegen von der anderen Tischseite) sein oder auch nur ein fiteusenbedienender Systemküchen-Koch von der Autorastanlage (meine Tischseite). Spannend, wenn man ein wenig abenteuerlustig ist, frustrierend wenn die wirklich interessanten & lecker aussehenden Speisen immer nur an einem vorbei getragen werden…

* Diese zwingend zu verwendende Zutaten waren: Artischocken, Riesengarnelen, Schweinefilet, Mehl und Äpfel.

** Rotling ist ein Wein, der aus einem Verschnitt von roten und weißen Trauben bereitet wird.

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