Sommerzeit – Grillzeit! Am besten mit leckerem, heimischen Wildbret auf dem Rost! Da es bei uns im Revier nur Rehwild einigermaßen zuverlässig gibt, bin ich immer auf der Suche nach neuen Rezeptvariationen, um Rehwild auf den Grill zu bringen. Anders als beim Schwarzwild, das von Haus aus etwas durchwachsener und fetter ist, hat das Wildbret vom Reh beim direkten Grillen die Tendenz recht schnell trocken und damit faserig – zäh zu werden. Hier können marinieren und das Einwickeln in Speck Abhilfe schaffen. Oder das folgende “Rehkeule vom Grill”-Rezept, bei dem eine Rehkeule sanft indirekt gegrillt wird und so für ein saftig – zartes Geschmackserlebnis sorgt.
Normalerweise benötigt man bei meinen Rezepten nicht viel Equipment, das nicht schon in jeder Küche vorhanden wäre. Bei dieser Zubereitungsart benötigt man aber zwingend einen Grill mit Deckel, mit dem man indirekt Grillen kann, sowie am Besten zwei Thermometer. Eines um die Temperatur im Grill zu regeln und ein anderes zum Messen der Kerntemperatur in der Grillkeule. Idealerweise per Funk- oder Bluetooth, dann muss man(n) nicht ständig den Deckel lüpfen und dabei den Innenraum abkühlen, um die Temperatur zu kontrollieren. Des weiteren ist ein Vakuumierer hilfreich, kann aber auch durch entsprechend große Tüten mit Verschlussclips umgangen werden
Im Gegensatz zum direkten Grillen (Grillgut wird unmittelbar über der Wärmequelle gegart) werden beim indirekten Grillen niedrigere Temperaturen benötigt (ca. 150-200°C). Das Grillgut befindet sich über einer Abtropfschale und somit nicht direkt über der Wärmequelle. Das Grillgut wird, wie in einem Backofen, durch die zirkulierende Umluft gegart.
Zutaten
- 1,5 -2 kg Rehkeule (Jährling, Schmalreh)
- einige frische Kräuter (z.B. Rosmarin, Thymian, Oregano)
- Knoblauch
- Salz
- Pfeffer (weiß)
- Hitzefestes Öl
Zubereitung
- Die Rehkeule auslösen, von der Silberhaut, Drüsen, Sehnen befreien und dressieren (mit Lebensmittelgarn zusammenbinden).
- Öl mit den gehackten Kräutern und dem Knoblauch in einen Vakuumbeutel geben, die Keule dazu und darauf achten, das die Kräutermischung überall haftet. Vakuumieren und für mindestens eine Nacht in den Kühlschrank.
- Einige Stunden bevor es losgeht, Das Fleisch aus dem Kühlschrank holen, damit das Fleisch bis zur Zubereitung in etwa Zimmertemperatur hat.
- Den Grill anwerfen und auf etwa 140 – 150° aufheizen.
- Die Keule kurz und scharf direkt anbraten und anschließend ca. eineinhalb Stunden indirekt bei ca. 140 – 150° garen. Zusätzlich eine Aluschale mit Rotwein oder Bier in den Grill unter die Keule gestellt, dann bleibt es schön feucht und dampfig.
- Beim Erreichen von 63° Kerntemperatur die Temperatur wegnehmen, bis ca. 67° ruhen lassen, aufschneiden und mit verschiedenen Gewürzsalzen servieren. Je nachdem, was in der Schale im Grill stand, passt ein trockener Roter oder eine gute Flasche Bier dazu…
(c) Bilder: Markus Präg
11 Comments
Hallo Herr Steckmann,
zum Thema “Rehkeule vom Grill” möchte ich sagen, dass Rezept für die Würzmarinade hört sich sehr gut an und es wird auch ebenso schmackhaft sein. Ich persönlich bin ein absoluter Fan vom Smoker. Hier wird das Fleisch noch langsamer und bei Temperaturen bis ca. 120°C gegart. Wie sehen Sie das Smokern als Zubereitungsart für Wild allgemein? Ich habe mich bisher noch nicht an das Smokern von Wildschwein oder Reh herangewagt. Was meinen Sie dazu?
Mit freundlichen Grüßen aus Mellrichstadt
Ralf Schellenberger
Smoken, also die Mischung aus indirekten Garen und Heißräuchern funktioniert auch gut mit Wildbret. Einfach auf Grundlage bestehender Rezepte ein wenig mit verschiedenen Cuts vom Wildbret herumexperimentieren – und danach die Erfahrungen unbedingt hier posten!
Gestern habe ich mich zum ersten Mal an eine 2,5 kg Rehkeule (gespickt mit Frischem Knoblauch, Ingwer, Rosmarin, Olivenöl gepinselt) auf 3-flaumigen Gasgrill heran getraut. Nach scharfem Anbraten und schachbrettartigem Anrösten die Temperatur so schnell als möglich auf ca 120 Grad reduziert, indirekt mit Kerntemperatur- Überwachung ca 1 Std bis 63*C Kerntemperaturmesser. ohne Wenden geschmort.
Ihre Anleitung war super, ohne diese hätte ich wahrscheinlich mir das auf dem Grill nicht so zugetraut 👍.
Das Fleisch war so zart, kräftig rosa und geschmacksintensiv – es war ein großer Genuß!!
Beilage: knackiges Grillgemüse, mit dem Fleisch gegrillte Rosmarinkartoffeln und gegrillte Birnenspalten 👌. Vielen Dank, weiter so mit Ihrem guten Blog!!!
Dr. von Prittwitz, Köln
Super – gibt es Bilder davon? Freut mich, wenn ein Rezept so begeistert!
Grüße aus Mittelfranken
Gelinggarantie… Ja klar dachte ich aber neugierig war ich nun doch was dieser bärtige Waidmann hier vorschlägt. Habe die Keule eines Jährlings (mein erstes erlegtes Stück überhaupt), ca 850g netto, ausgelöst und pariert, danach wie im Rezept dressiert und mariniert mit Knoblauch, Rosmarin, Tymian, Oregano, Petersilie und gutem Olivenöl. Übernacht im Kühlschrank ziehen lassen und vorm Grillen mit Kräutersalz und Pfeffer gewürzt. Den Gasgrill auf volle Pulle hochgeheizt und der Keule erstmal scharf Hitze gegeben, dann Hitze runter, Deckel drauf und etwa 1,5 Std nach Rezept geschmort. Serviert mit Salat, frischem Brot und selbstgemachter Kräuterbutter. Was soll ich sagen: das ZARTESTE Fleisch dass ich jemals gegessen habe. Dagegen sieht jedes Filet aus wie eine Schuhsohle. Ernsthaft! Keule organisieren und sofort loslegen! Danke Werner für dieses Rezept, jeder der aus seiner Rehkeule Gulasch macht gehört verhaftet!
Hallo,
Ich habe im Rezept gelesen, dass der Knochen ausgelöst wird. Wird es evtl. nicht noch besser wenn der Knochen bis zum Fertiggaren drin bleibt? Hat hier jemand Erfahrungen?
Das ist reine Ansichtssache, bei der jeder so seine eigenen Vorlieben hat.
Ich löse lieber aus, da die Keule dann in der Tiefkühltruhe nicht so sperrig ist.
Darüber hinaus gart die Keule ohne Knochen gleichmäsiger durch. Da das Fleisch am Knochen medium gegart oft noch recht raw…
Probier es aus und mach es in Zukunft so, wie Du denkst das es besser ist – und lass uns an Deinen Erfahrungen teil haben!
Hallo Herr Steckmann,
Ich habe nach einem Rezept für Rehkeule auf dem Grill gesucht und bin dabei auf ihre Seite gestoßen.
Vielen Dank für die tolle Inspiration. Ich war der Held zu Weihnachten. Ich habe 2 Keulen a 1,6 kg für 14 Personen aufgelegt. Es hat sich wirklich gelohnt. Es war ein Gaumenschmauß.
Überhaupt finde ich Ihren Blog sehr interessant und lesenswert.
Weidmanns Heil und viele Grüße aus Dresden,
Stefan Richter
(C) Bilder: Stefan Richter
Hallo und danke für das Rezept, ich möchte am Wochenende eine Rehkeule auf dem Spieß grillen, da würde ich vermutlich 160 Grad einstellen, sollte klappen oder besser weniger Temperatur?
Sollte ich unbedingt vorher scharf angrillen?
Vielen herzlichen Dank und viele Grüße Petra
Servus zusammen,
beim Suchen nach einer “Anleitung” für das Grillen einer Rehkeule (das war mein erstes mal, dass ich Wild auch dem Grill zubereitet habe) hat man zwar viel gefunden, aber die Infos von Werner in Verbindung mit dem Input meiner Vor-Rezensenten klang für mich am besten.
Die Vorbereitung habe ich ziemlich rezeptgetreu wie oben beschrieben durchgeführt, nur mangels eines Vakuumierers habe ich das in zwei Gefriebeutel eingewickelt und mehrmals gewendet in den 24h “Ziehzeit”, damit die Marinade sich gut verteilt. Als Kräuter in der Marinade habe ich frischen Thymian, Rosmarin, Petersilie verwendet, dazu viel gehäkselten Knoblauch, Orgeno und zwei Packungen Wildgewürz (nicht von Ankerkraut). Als Öl habe ich kretisches Olivenöl verwendet.
Da ich keine Vorrichtung für meinen Gasgrill habe, wo ich unter das Grillgut in indirekter Hitze direkt eine Abtropschae aufstellen kann, habe ich mir mit einem Kniff geholfen: Ich habe ein Wokset für den Gasgrill mit inkludierten Gemüse-Dünsten-Aufsatz genutzt (siehe zweites Bild). Auf diesem habe ich die Rehkeule gelegt und konnte so direkt darunter das Bier einfüllen.
Vorher habe ich die ca. 2 1/2kg schwere Rehkeule 5 Minuten scharf angegrillt und diese dann in den Wok (ohne Deckel natürlich) verfrachtet. Als Bier zum Schutz vor dem Austrocknen wurde Tegernseer Hell verwendet – im Laufe des Grillprozesses sind knapp 0,6l Bier verdampft.
Bei durchschnittlich 150 Grad indirekter Hitze hat es allerdings 3 1/2h gedauert bis ich 70 Grad Kerntemperatur erreicht hatte und – da die Gäste schon gierig mit dem Besteck geklappert hatten – die letzten 45 Minuten habe ich auf 180 Grad erhöht um das etwas zu beschleunigen.
Wie oben beschrieben war das Fleisch dann so butterweich und zart – hat mich selbst überrascht – absolut hervorragend. Die Marinade hat zusammen mit dem natürlichen Wildgeschmack wunderbar harmoniert ohne allzu aufdringlich im Geschmack gewesen zu sein.
Als Beilagen gab es Feldsalat, Baguette, Kräuterbutter, Rosmarinkartoffeln und Birnenhälften mit Preiselbeermarmelade.
Bilder:
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Vielen Dank an den Werner für das Super-Rezept (und auch den anderen Rezensenten für die Anregungen).
Beste Grüße
Olaf
Ich habe zum ersten Mal überhaupt Rehkeule zubereitet und mich genau an das Rezept gehalten.
Das Ergebnis einfach überwältigend gut. Das Reh war zarter als ein Kalbsfilet. Vielen Dank für die Anleitung.
Als nächstes möchte ich Rehrücken zubereiten… gibt es dafür auch eine Empfehlung?
Beste Grüße
Irene Maier