Koch- und andere Bücher, Rezensionen

Hitze // Bill Buford

20. Januar 2015

Abenteuer eines Amateurs als Küchensklave, Sous-Chef, Pastamacher und Metzgerlehrling

Goldmann Verlag, 416 Seiten
ISBN 978-3442156047 // € 9,95

Wer sich bei dem Buchtitel an den Titel eines mittelprächtigen Pornos aus den 80érn erinnert fühlt, hat nicht ganz Unrecht. Denn dieses Buch ist weniger ein Kochbuch als die kurzweilige Reise durch überhitzte Restaurantküchen, toskanische Metzgereien und beinhaltet die Geschichte verschiedener New Yorker Restaurants, eine teilweise recht drastische Ausdrucksweise, Alkohol-/ Drogenexzesse und die Suche nach den Wurzeln guten Essens in Europa.

Wer beim letzten Satz ein Déjà-vu hat, dem gratuliere ich zu seinem guten Gedächtnis: zehn Jahre vor Bill Bufords Buch gab es einen schon einmal jemanden in New York der seine Erlebnisse im Gastronomie- Bereich in Buchform herausbrachte: Anthony Bourdain – Geständnisse eines Küchenchefs.

Anders als Bourdain sucht Buford aber die Wiege des guten Essens nicht in Frankreich, sondern in Italien. Wohin es den Autor, der eigentlich Redakteur, Verleger und Buchautor ist nach einem Praktikum in einem Italienischen Restaurant der Sterneklasse verschlägt. Dort in Italien, genauer der Toskana, macht er sich auf die Suche nach so etwas profanen wie der perfekten Pasta, der Frage wann und wo das Ei in die Pasta kam und welche Teile einer Kuh besser zum Schmoren oder Kurzbraten geeignet sind.

Je länger man den Autor dabei begleitet, desto klarer wird einem dabei, dass so profan seine Fragen nicht sind. Er bricht eine Lanze für die regionale Herkunft und gute Haltungsbedingungen von tierischen Lebensmitteln, schwadroniert über das was wir heutzutage Slow Food nennen und stellt sinngemäß die Gleichung auf: „langsam, nach traditionellen Methoden in kleinen Mengen hergestellt + saisonal + das Wissen um die optimale Zubereitung = gutes Essen mit tollem Geschmack“.

Mein Fazit: Ein ausgesprochen leicht und spannend zu lesendes Buch für alle Hobbyköche, die insgeheim auch schon mal mit dem Gedanken spielten Ihren Beruf an den Nagel zu hängen um aufzubrechen und Pastamacher, Metzger oder „richtiger“ Koch zu werden. Manchmal sind die Gedankengänge des Autors und der Erzählstrang ein wenig sprunghaft – deshalb 4 von 5 wilden Sternen.

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1 Comment

  • Reply Jens Werkmeister 12. Februar 2015 at 19:52

    Es ist nun wieder ein paar Jahre her, seitdem ich dieses Buch das erste Mal in die Hand nahm, aber beim Lesen packt einen wieder der alte Zauber, den man spürt, wenn man mit einer alten Liebe tanzt. Auch Freizeitgourmets und Hobbyköche erkennen sich in vielem wieder: Die Begeisterung für gutes Essen, die ersten dilettantischen Versuche komplexe Rezepte nachzukochen, erste ruhmvolle Siege und schmachvolle Niederlagen. In diesem Buch wird nicht die Haute cuisine gefeiert, sondern die bodenständige Landküche Italiens und der Weg der zu ihr führt. Um in renommierten New Yorker Küchen das Kochen von der Pike auf zu lernen, hängte der Literaturchef des Intellektuellenmagazins The New Yorker seinen Job an den Nagel. In einem eleganten und humorvollen Stil schreibt er über die handwerkliche Zubereitung der Produkte, die unbekannten Helden hinter den Töpfen und Pfannen und interessiert sich schließlich so sehr für die Herstellung der Basics, dass er beim besten Schlachter der Toskana in die Lehre geht.

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